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Dunkle Seiten der Geschichte Oldenburgs

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    Vorwort der Redaktion @DerBote-DerShlikh: Dieser Artikel wurde von unserem Autor bereits im Jahr 2020 für die geplante 52. Ausgabe der Zeitung „Vestnik-Der Bote“ vorbereitet. Doch es kam anders, und diese Ausgabe der Zeitung sollte nie das Licht der Welt erblicken, da die Veröffentlichung der Zeitung eingestellt wurde. Die Gründe für diesen Umstand sind bis heute nicht vollständig geklärt, und die dafür verantwortlichen Personen schweigen weiterhin zu diesem Thema. Die Zeitung „Vestnik“ war die erste zweisprachige Zeitung (Deutsch und Russisch) der jüdischen Gemeinden in Deutschland, und wir setzen das Erbe dieser Zeitung stolz fort. Unser Internetauftritt hat das Archiv der gedruckten Ausgaben der Zeitung in digitaler Form bewahrt (Link zum Archiv) und wird auch weiterhin Beiträge veröffentlichen, die während der Existenz des Printversion ungerechtfertigterweise übergangen wurden.

    Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind fast 80 Jahre vergangen, doch es gibt immer noch viele „weiße Flecken“ in seiner Geschichte, insbesondere in Bezug auf die Verfolgung der Juden während des Nationalsozialismus, die „Arisierung“ ihres Eigentums, die Vertreibung der Juden aus den Städten, ihre Vernichtung in Konzentrationslagern und andere schreckliche Verbrechen der Nazis. Ein großer Teil dieser Fakten wurde in Deutschland lange Zeit beschämt verschwiegen oder offen verborgen. Umso interessanter wird es sein, mehr über die Arbeit in der deutschen Stadt Oldenburg zu erfahren, die sich mit der Aufklärung und Veröffentlichung dieser „dunklen Kapitel“ der Stadtgeschichte beschäftigt.

    Ausstellung „Ein offenes Geheimnis“

    Über viele Jahre hinweg haben die Stadt Oldenburg, mehrere lokale Organisationen und einzelne Forscher, die sich mit Themen rund um Vorurteile und Tendenzen gegenüber den Oldenburger Juden in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigten, stets danach gestrebt, diesen Zeitraum verantwortungsbewusst und kritisch zu bewerten. Einen bedeutenden Beitrag zu einer objektiven Betrachtung der Stadtgeschichte in der NS-Zeit und ihrer Bewertung leistete insbesondere die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Oldenburg sowie ihr langjähriger Vorsitzender, der Historiker Dr. Enno Meyer. Im Jahr 1988 wurde die Monografie von Dieter Goertz „Die Juden in Oldenburg 1930-1938“ veröffentlicht, die ein umfassendes Kapitel über die sogenannte „Arisierung“ sowie historische Textdokumente und Fotografien enthält.

    Umfassendere Forschungen zu diesem Thema wurden seit Mitte der 1990er Jahre durchgeführt. Initiator dieser Untersuchungen war die Filmproduktionsgruppe Werkstattfilm unter der Leitung des aus dem Iran stammenden Farshid Ali Zahedi sowie das Zentrum für Nationalsozialismusforschung an der Universität Oldenburg. Auf Grundlage der durchgeführten Untersuchungen organisierte Werkstattfilm in Oldenburg die Ausstellung „Ein offenes Geheimnis: ‚Arisierung‘ in Alltag und Wirtschaft in Oldenburg zwischen 1933 und 1945“, die am 27. April 2001 im Steinweg von der Bürgermeisterin der Stadt, Hiltrud Neidhardt, und Prof. Dr. Alrich Meyer eröffnet wurde.

    „In dem Projekt wird das Kapitel der Geschichte des Nationalsozialismus in Oldenburg analysiert, das bis heute für die Öffentlichkeit quasi unbekannt war. In der Regel wird unter dem Begriff „Arisierung“ die Enteignung von Unternehmen, Werken, Läden und anderen Objekten des Eigentums der Juden verstanden. Wir haben den Begriff „Arisierung“ erweitert und definieren ihn auch als „Enteignung des Lebens“ der Juden“, – erklärten die Organisatoren der Ausstellung. Sie betonten besonders, dass NS-Organisationen und -Institutionen sowie Privatpersonen an der ‚Arisierung‘ beteiligt waren und zweifellos davon profitierten, indem sie sich am jüdischen Eigentum bereicherten.

    Die Ausstellung und die begleitenden Veranstaltungen im Rahmen dieses Projekts behandelten verschiedene Aspekte der „Arisierung“ in Oldenburg.

    In der Ausstellung wurden zahlreiche Dokumente, Fotografien, Plakate, Flugblätter, Broschüren und andere Exponate präsentiert, darunter auch Aufzeichnungen von Interviews mit heute noch lebenden Zeitzeugen oder deren Nachkommen, die den Prozess der „Arisierung“ in Oldenburg beleuchteten. Anhand der Biografien einiger Juden aus Oldenburg wurde die Geschichte ihres Ausschlusses aus der Gesellschaft und der Plünderung ihres Eigentums nachgezeichnet.

    Während der Laufzeit der Ausstellung besuchten mehrere tausend Menschen die Veranstaltung, darunter etwa hundert Schulklassen. Zu sagen, dass diese Ausstellung großes Interesse in der Stadt weckte, wäre eine Untertreibung. Sie hinterließ vielmehr den Eindruck einer explodierten Bombe. Weit nicht alle Besucher waren bereit, die Ereignisse der nicht allzu fernen Vergangenheit neu zu bewerten und angemessen zu beurteilen. Es sei angemerkt, dass Werbeplakate zur Ausstellung, die in der Stadt aufgehängt wurden, von Unbekannten abgerissen oder beschädigt wurden und die Organisatoren der Ausstellung sogar Drohungen erhielten.

    In den folgenden Abschnitten dieses Essays werde ich den Lesern von verschiedenen Aspekten der von den Nazis in Oldenburg durchgeführten „Arisierung“ berichten und darüber, wie diese in der Ausstellung „Ein offenes Geheimnis“ dargestellt wurden.

    Das Geheimnis von Omas Sekretär

    Von Juden enteignete Möbel in einem Nazi-Lagerhaus

    Noch heute befinden sich in vielen Wohnhäusern und Wohnungen in Oldenburg Möbel und andere Gegenstände, die einst Juden gehörten. Ein antiker Mahagoni-Sekretär, an dem die Großmutter gerne Briefe schrieb, oder eine schöne chinesische Bodenvase im Schlafzimmer scheinen seit jeher zur Familie des neuen Besitzers oder dessen Erben gehört zu haben. Man bewunderte diese Gegenstände, ohne über ihre Herkunft nachzudenken. Tatsächlich jedoch wurden all diese Dinge während der „Arisierung“ von den Nazis den deportierten oder emigrierten Juden enteignet und dann bei Auktionen unter falschen Bezeichnungen wie „Auslandsmöbel“, „Möbel aus Holland“ oder einfach „still und leise“ zu Spottpreisen verkauft. Bis vor kurzem wurde dies weitgehend verschwiegen. Dies ist nur ein Beispiel dafür, warum die auf der Ausstellung „Ein offenes Geheimnis“ gezeigten Inhalte eine so starke emotionale Wirkung auf die Besucher hatten.

    Die Forschungen zum Thema „Arisierung in Oldenburg“ ermöglichten die Zusammenstellung einer großen Anzahl von Dokumenten, die die bittere Wahrheit über die tatsächliche Plünderung der Juden während des Nationalsozialismus bestätigen. Im Zuge dieser Untersuchungen wurden Zeitzeugen befragt, Archive verschiedener Institutionen durchstöbert und andere Arten von Arbeiten durchgeführt, bei denen oft sowohl stummes als auch offenes Widerstand zu beobachten war. „Es geht um die Aufdeckung der Geschichte von Verbrechen“, betonte Farshid Ali Zahedi, der Vorsitzende von Werkstattfilm. „Aber die Täter waren damals breite Schichten der Gesellschaft; nur wenige widersetzten sich der sogenannten ‚Arisierung‘.“ Dass die Juden auf die eine oder andere Weise ihr Eigentum verloren, wurde von vielen damals als selbstverständlich angesehen. Doch auch heute verstehen viele dies nicht und möchten sich weder selbst noch andere als Mittäter von Verbrechen sehen, und oft scheuen sie sich, über diesen Teil der Geschichte ihrer Familien nachzudenken.

    Genau darin bestand die Idee der Ausstellung „Das enthüllte Geheimnis“: Sie sollte aufzeigen, was in der Zeit des Nationalsozialismus als selbstverständlich galt und wie der grausame Mechanismus des nationalsozialistischen Staates für viele ganz natürlich erschien. Die monströse Diskriminierung der Juden fand „hier und jetzt“ statt, jeden Tag und beinahe vor den Augen aller. Aus diesem Grund ist das Thema „Arisierung“ ein „gefährliches“ Thema. „Niemand möchte hören, dass er sein Haus nur deshalb besitzt, weil dieses Haus einst einer jüdischen Familie weggenommen wurde“, sagte der Koordinator der Ausstellung, Farshid Ali Zahedi, und bemerkte, dass einige immer noch Angst haben, als Verbrecher oder Nazi stigmatisiert zu werden. „Wir wollten die Ausstellung nicht über die Juden, sondern über die Situation in Oldenburg während des Nationalsozialismus machen“, erklärt Zahedi. „Zum Beispiel wurde Möbel aus verlassenen jüdischen Häusern in ganz Deutschland und in den vom Wehrmacht besetzten Gebieten per Eisenbahn in andere Städte transportiert und dort zum Verkauf angeboten. So erhielt Oldenburg allein 884 solcher Waggons mit hochwertiger Möbel, die verkauft wurden…“

    Boykott jüdischer Geschäfte

    Der Prozess der „Arisierung“ verlief in mehreren Phasen. Nur zwei Monate nach der Machtergreifung der Nazis im Jahr 1933 wurde ein landesweiter Boykott jüdischer Geschäfte und Unternehmen ausgerufen. Der drastische Rückgang und manchmal sogar der völlige Verlust der Einnahmen, die Verschärfung der Vorschriften und die ständig wachsenden Pflichtbeiträge führten zur Insolvenz eines bedeutenden Teils der Inhaber jüdischer Unternehmen oder zur Veräußering von jüdischen Geschäften und Häusern an „Arier“ zu Spottpreisen. Für die Juden Oldenburgs, die in einer landwirtschaftlich geprägten Region lebten, hatte der Handel mit Vieh eine besondere Bedeutung, da sie bis zu 80-90 % des Marktes für Rindvieh besaßen. Doch am 11. August 1935 wurde in der Oldenburger Zeitung ein offizielles Verbot veröffentlicht, das Juden die Teilnahme am Viehmarkt der Region untersagte.

    Der Boykott betraf nicht nur das Geschäft. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis wurde den Juden in Oldenburg das Betreten von Sport- und Freizeitclubs sowie öffentlichen Bädern, Parks, Theatern, Kinos, Restaurants, Cafés usw. verboten. So besagte beispielsweise ein Schild vor dem Eingang zur Wald- und Parkzone Oldenburgs: „Betreten für Hunde und Juden verboten“!

    „Das Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Berufsschulen“ wurde bereits im April 1933 verabschiedet. Die Zahl der „jüdischen Schüler“ durfte nicht mehr als 1,5 % der Gesamtzahl der Schüler betragen. Die Zeitung „Oldenburger Nachrichten“ schrieb damals: „Der jüdische Schüler stellt einen fremden Körper im Klassenverband arischer Schüler dar. Seine Anwesenheit ist ein außergewöhnliches Hindernis für die deutsche nationalsozialistische Bildung, die auf rassistischen Prinzipien basiert.“ Unter diesen Bedingungen organisierte die Jüdische Gemeinde Oldenburg im Jahr 1937 eine jüdische Schule in der Peterstraße, neben der Synagoge.

    Zwangsauswanderung

    Deportation von Juden

    Unter dem Druck ständiger Repressionen schien die Emigration für die meisten jüdischen Familien der einzige Ausweg zu sein, und in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft war sie unter bestimmten Bedingungen noch möglich. Diejenigen, die emigrieren wollten, mussten gemäß dem bestehenden Gesetz einen Einwanderungssteuern von 25 % ihres Vermögens an den Staat zahlen. Nach 1933 wurden die Bestimmungen des Gesetzes ausgeweitet, und die Nazis verwandelten es in ein zentrales Instrument der staatlichen Enteignung jüdischen Eigentums. So wurden beispielsweise im Jahr 1934 die Steuervergünstigungen für jüdische Emigranten um das Vierfache reduziert. Darüber hinaus mussten sie ihre verbleibenden Mittel auf ein spezielles Bankkonto einzahlen, von dem sie anfangs Geld in Fremdwährung abheben konnten, jedoch mindestens zum doppelten des aktuellen Wechselkurses.

    Nach der Kristallnacht am 10. November 1938 erreichte die „Arisierung“ eine neue Eskalationsstufe. Die Oldenburger Synagoge wurde von den Nazis in Brand gesetzt und zerstört, anschließend geplündert. Auch die angrenzende jüdische Schule wurde demoliert. Die Nazis verwüsteten und plünderten zudem die beiden letzten jüdischen Geschäfte, die noch in Oldenburg funktionierten. Am folgenden Tag wurden jüdische Männer in der Stadt festgenommen und unter Polizeischutz durch das Stadtzentrum zur Untersuchungshaftanstalt beim Landgericht geleitet. Dieser traurige Marsch von 43 Männern, ein Marsch der Demütigungen und Erniedrigungen, führte vorbei an den noch rauchenden Trümmern der Synagoge durch belebte Einkaufsstraßen. Überall, wo sie gingen, strömten Menschenmengen auf die Straßen, die antisemitische Beschimpfungen riefen und sich über die Festgenommenen lustig machten. Einen Tag später wurde dieselbe Gruppe von Juden erneut unter bewaffnetem Schutz durch die Stadt zum Hauptbahnhof geleitet. Von dort wurden sie mit dem Zug ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht.

    Die Festnahme und Deportation fast aller jüdischen Männer führte praktisch zur Vernichtung des jüdischen Geschäftslebens in der Stadt. Diejenigen, die dem Arrest nur mit viel Glück entkommen konnten, aber entlassen wurden, mussten große Anstrengungen unternehmen, um so schnell wie möglich zu emigrieren. Die Enteignung des verbliebenen Eigentums der Oldenburger Juden geschah nunmehr völlig offen, ohne sich auf einen Deckmantel von Gesetzen und Verordnungen zu stützen. Es wurden Zwangsauktionen von Möbeln und Haushaltsgegenständen durchgeführt, die von jüdischen Familien beschlagnahmt worden waren. Jüdische Wohn- und Geschäftshäuser wurden konfisziert und entweder versteigert oder direkt an Nazi-Beamte übergeben.

    Fotos als Erinnerung

    Die Ausstellung „Ein offenes Geheimnis“ beschränkte sich nicht nur auf die Präsentation von Exponaten in den Ausstellungshallen. Im Rahmen der Ausstellung wurde eine ungewöhnliche Diashow mit dem Titel „Fotos als Erinnerung – Erinnerung auf Fotos“ entwickelt, die eine künstlerische Umsetzung des Themas „Arisierung in Oldenburg“ darstellte. Das Besondere an der Diashow war, dass die Dias an Plätze und Gebäude Oldenburgs projiziert wurden, die mit dem jüdischen Leben in der Stadt vor dem Holocaust verbunden waren. Dabei wurden Fotos von jüdischen Familien und Einzelpersonen, die einst hier lebten oder diese Häuser besaßen, an die Wände der während der nationalsozialistischen Herrschaft „arisierten“ Häuser oder einfach auf das Kopfsteinpflaster der Plätze projiziert. Die Bilder wechselten dabei relativ schnell, wodurch ein flüchtiges Bild entstand, das jedoch eine starke emotionale Wirkung hatte und im Bewusstsein der Passanten „haften blieb“. Diese Diashow gab einen anschaulichen Einblick in das Projekt und diente zugleich als Erinnerung an die Verfolgung der jüdischen Einwohner Oldenburgs während der Zeit des Nationalsozialismus.

    Diashow „Fotos als Erinnerung“

    Neben der Diashow fanden im Rahmen der Ausstellung „Ein offenes Geheimnis“ interessante Führungen unter dem ungewöhnlichen Motto „Auf der Suche nach den Schlüsseln zu den jüdischen Häusern und Geschäften Oldenburgs“ statt. Bei diesen Spaziergängen durch die Straßen und Plätze Oldenburgs konnten die Teilnehmer nicht nur die Adressen der Häuser erfahren, die früher Juden gehörten oder in denen Juden lebten, sondern auch die Schicksale dieser Menschen kennenlernen, die vom Holocaust zermalmt wurden. Viele dieser Menschen wurden Opfer der nationalsozialistischen Diktatur…

    Für die Organisation der Ausstellung „Ein offenes Geheimnis“ und den dazu produzierten Film wurde die Vereinigung Werkstattfilm mit dem Preis des Bundeslandes Niedersachsen für innovative Erwachsenenbildung ausgezeichnet.

    Mit tiefer Trauer und Scham

    Einige Jahre später, am 10. November 2013, anlässlich des 75. Jahrestages der Kristallnacht, eröffnete der damalige Oberbürgermeister Oldenburgs, Prof. Dr. Gerd Schwandner, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger Oldenburgs, die während der nationalsozialistischen Herrschaft ermordet wurden. Sie wurde in der Nähe des Kulturzentrums, gegenüber dem Ort, wo die von den Nazis in der Kristallnacht zerstörte Synagoge stand, aufgestellt. Bei der feierlichen Eröffnung waren Vertreter der Stadtverwaltung, des Stadtrats, des Niedersächsischen Landtags, der Jüdischen Gemeinde Oldenburg sowie Mitglieder der Arbeitsgruppen „Erinnerung bewahren“ und „Mahnmal-Marsch“ anwesend, die diese Tafel initiiert und mitgestaltet hatten. Als das Tuch fiel, offenbarte sich den Anwesenden eine Tafel mit angebrachten Plaketten, die nicht nur die Namen der von den Nazis ermordeten jüdischen Bürger enthielten, sondern auch Geburtsdatum und -ort, Adresse des letzten Wohnsitzes sowie das Datum des Todes oder der Deportation. Auf der Tafel ist die Inschrift zu lesen: „Wir erinnern an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oldenburg, die während der nationalsozialistischen Judenverfolgung ermordet wurden. Wir gedenken Ihnen mit tiefer Trauer und Scham, 2013. Der Rat der Stadt Oldenburg; Arbeitskreis ´Erinnerung gestalten`“.

    Auf einer großen Stadtkarte sind die letzten Adressen dieser Opfer markiert, deren Lebensgeschichten direkt mit den Verbrechen des Nationalsozialismus verbunden sind.

    Der Arbeitskreis „Erinnerung gestalten“ und die Stadt Oldenburg haben gemeinsam mit Historikern während der Umsetzung des Projekts zur Errichtung der Gedenktafel einen erheblichen Arbeitsaufwand betrieben, um die Schicksale aller 175 jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Terrors zu ermitteln und zu dokumentieren. Viele der auf der Tafel vermerkten letzten Adressen jüdischer Bürger wurden nicht freiwillig von ihnen gewählt. Zwangsverkäufe und rechtliche Maßnahmen der nationalsozialistischen Behörden beraubten die jüdischen Eigentümer ihrer Häuser und Wohnungen. Ziel der Nazis war die Schaffung eines jüdischen Ghettos in Oldenburg, wodurch jüdische Mitbürger in mehreren Häusern im Stadtzentrum zusammengeführt wurden.

    Die Arbeiten zur Erforschung und Dokumentation der Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus wurden auch nach der Eröffnung der Gedenktafel nicht eingestellt und werden bis heute fortgeführt. In letzter Zeit wurden neue Ergebnisse erzielt oder der Inhalt vorhandener Materialien neu bewertet. Es werden weiterhin Nachforschungen über andere jüdische Opfer des Nationalsozialismus in Oldenburg angestellt…

    Autor: Yakub Zair-Bek
    Fotos aus dem Autorenarchiv, digitalen Archiven der Goethe-Universität und der Landesbibliothek Oldenburg

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