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„Der Bote“ wurde 20! Die erste zweisprachige Zeitung der jüdischen Gemeinden in Deutschland.

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    Die Kontinuität, nicht nur von Generationen von Menschen, sondern auch von Medienpublikationen, wird im Laufe der Zeit offensichtlich. Die Zeitung „Der Bote“ der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, deren Wurzeln bis ins Jahr 1997 zurückreichen, setzte ihre Geschichte fort und erhielt 2014 einen symbolischen Nachfolger und Träger des Erbes. Die Gründung der Publikation „Vestnik – Der Bote“ im Zeitraum von 2014 bis 2020 ist ein Beispiel für Kontinuität im Journalismus, die Traditionen früherer Generationen überträgt und weiterentwickelt. Im Jahr 2024 erleben wir mit dem Erscheinen der Online-Publikation „Der Bote – der Shlikh“ eine erneute Wiederbelebung dieser Zeitungstradition, die ihre Geschichte fortschreibt und gleichzeitig der Erbe der beiden vorherigen Generationen der Zeitung bleibt, mit demselben Namen. Somit spiegelt diese Kontinuität der Mediengenerationen nicht nur die Entwicklung der Technologie wider, sondern auch die Bewahrung und Weitergabe von Werten und Ideen in verschiedenen historischen Epochen.

    Auf Initiative der damaligen Vorstandsvorsitzenden, Frau Sara-Ruth Schumann, erschien die erste Ausgabe der Monatsschrift „Der Bote“, die zur ersten zweisprachigen Zeitung der jüdischen Gemeinden in Deutschland wurde. Darauf folgten ähnliche Zeitungen und Zeitschriften in anderen Gemeinden des Landes. Seitdem sind 20 Jahre vergangen. Aus verschiedenen organisatorischen und technischen Gründen wurde die Veröffentlichung der Zeitung nach 19 Ausgaben gestoppt. Das schien mir interessant, ich durchsuchte also das Archiv und blätterte die alten Seiten der ersten Ausgaben des „Boten“ durch. Also, machen wir die Zeitungsauswahl 1997-1999 auf. Was fällt sofort auf? Das ist eine sehr bescheidene, beinahe asketisch aussehende Sammlung zwanzig Jahre alter Zeitungsberichte. Wenn wir aber eine Ausgabe nach der anderen lesen, wird uns klar, dass dies nicht nur eine spannende Beschäftigung, sondern auch ein kleines Wunder ist. Man taucht in das damalige Gemeindeleben ein, und, als ob man selbst jünger wird, man kann sich die Menschen bildlich vorstellen, die damals an der Spitze der Gemeinde standen. Mitglieder der Gemeinde, ihre Kinder und die Ereignisse dieser Zeit.

    Worüber schrieb „Der Bote“ damals? Was bewegte seine LeserInnen? Wie reagierte die Zeitung auf das Gemeindeleben? In einer damaligen Monatsausgabe findet sich eine interessante Rubrik, „Chronik des Geschehens. Tag für Tag“, in der kurz über das Gemeindeleben erzählt wurde. Interessant waren Interviews mit der Gemeindeleiterin Sara-Ruth Schumann, der Rabbinerin Bea Wyler, mit den Vorstandsmitgliedern Prof. Dr. Michael Daxner und  F.H.Kuchenbuch. Einige Artikel wurden der jungen Generation gewidmet und sogar von den jungen Madrichim E.Balin und M.Pahl verfasst. Viel Aufmerksamkeit schenkte die Zeitung in den Rubriken „Die jüdische Tradition“ und „Nach dem Jüdischen Kalender“ Fragen des Judaismus. Nicht unbeachtet blieben auch jüdischer Humor und die Geheimnisse der jüdischen Küche. Einige Artikel erzählen von der „Begegnung mit der Schönheit“ – jüdischer Musik, jüdischen Kinofestivals, Aufführungen des Theaters „Laboratorium“ und anderen Ereignissen. Es ist bemerkenswert, dass sich unter den Autorennamen der damaligen Zeitungsausgaben Namen finden lassen, die man auch heute kennt – M.Vaserman, F.Abramson, S.Rubinstein, O.Levy, L.Balin, A.Zalischiker, R.Zair-Bek.

    Als nach der fast 15-jährigen Unterbrechung auf Initiative des Vorstandes „Der Bote“ neu aufgelegt wurde, war es wie ein Geschenk für die LeserInnen. Selbstverständlich hat sich in der inzwischen vergangenen Zeit vieles im Gemeindeleben verändert, unter anderem fand ein Generationenwechsel statt – sowohl auf Führungsebene als auch bei den Gemeindemitgliedern. Das alles hatte Auswirkungen auf die wiedergeborene Zeitung. Heute sieht sie solider aus als das bescheidene Infoblatt im Kleinformat, das (so hoffe ich) in Erinnerung vieler unserer Mitglieder geblieben ist. „Der Bote“ ist viel umfangreicher geworden und wird nun farbig illustriert. Die Zeitung wird in der Druckerei mit vergleichsweise großer Auflage herausgegeben. Das Themenspektrum ist auch vielfältiger geworden. Natürlich werden wir auch weiterhin unsere LeserInnen mit jüdischen Traditionen, Feiertagen und Bräuchen bekanntmachen. Wir werden auch vom heutigen Gemeindeleben und unseren Problemen berichten. Die Redaktion dankt den LeserInnen für warme Worte, konstruktive Kritik und Wünsche und dem Gemeindevorstand für die ständige Unterstützung und Hilfe bei der Herausgabe der Zeitung.

    Das Informationsblatt „Der Bote – Der Shlilh“ als Erbe und Nachfolger der Zeitung „Vestnik“ beinhaltet ein digitales Archiv von allen Print-Ausgaben der Zeitung seit 1997 bis zu 2020.

    Autor: Yakub Zair-Bek
    Fotos: @DerShlikh-DerBote

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