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הקדמה / Vorwort


Hier ist ein kleines Vorwort zu unseren Webseiten „Der Bote – Der Shlikh“. Das Informationsblatt „Der Bote“ bzw. „Der Shlikh“ ist seit Februar 2024 als Privatinitiative online und hat ausschließlich einen Informationscharakter ohne kommerzielle Bedeutung. Wie es sich auf Jiddisch so schön reimt: Yeder onheyb iz shver, ober nisht zorgen vegn dem, mir onleyn seyn! Wir haben uns eigentlich gar nichts vorgenommen. Wir wollen lediglich eine „Zamlung tsu der eydisher kultur“ bewahren und pflegen.

Unsere Webseiten „Der Bote – Der Shlikh“ sind seit Juni 2025 das offizielle Medium der Liberalen Jüdischen Gemeinde Oldenburg e. V. (Beschluss vom 12.06.2025 auf der Vorstandssitzung der LJGO e. V.). Dies ist eine gute Gelegenheit, einen Überblick über die vergangenen 16 Monate zu geben. In dieser Zeit haben wir 130 Artikel und Beiträge veröffentlicht, die zum Großteil in zwei Sprachen – Deutsch und Russisch – verfügbar sind. Die Besucherzahl beträgt zu diesem Zeitpunkt etwa 1.000 pro Monat. Wir schätzen dieses Zwischenergebnis als sehr gut ein und hoffen, dass die Produktivität mit der Übergabe an die LJGO e. V. weiter steigt.

Seit Jahrhunderten ist Jiddisch die Grundlage einer reichen Kultur. Diese Sprache vereinte die Mehrheit der europäischen Juden und verbreitete sich im 19.-20. Jahrhundert auf fast allen Kontinenten. Jiddisch erreichte seinen Höhepunkt in den Weiten der damaligen Reiche – Russisch und Österreich-Ungarisch – und interagierte mit den Sprachen und Kulturen der umliegenden Völker. Diese einzigartige kulturelle Verschmelzung bildete die Grundlage des großen spirituellen Erbes, das wir „jidishkait“ nennen. Aundzer tsil iz tsu oyfhiten dos vos mir gedenken aun lib hoben, aundzer jidishkait.

„Oyfn Pripetschik“ (zu Deutsch „Auf der Herdstelle„) ist ein jiddisches Lied von M.M. Warschawskyj (1848–1907). Das Lied ist auch unter dem Titel Yeder onheyb iz shver (zu Deutsch „Jeder Anfang ist schwer„) bekannt. Es handelt hier von einem Rabbi, der seinen kleinen Schülern das Alef-Beys beibringt. Ende des neunzehnten Jahrhunderts war es eines der beliebtesten Volkslieder der Juden in Mittel- und Osteuropa. Das Lied wird heute noch in jüdischen Kindergärten gesungen.

Oyfn pripetchik brent a fayerl,
Un in shtub iz heys,
Un der rebe lernt kleyne kinderlekh,
Dem alefbeys.

Zet zhe kinderlekh, gedenkt zhe, tayere,
Vos ir lernt do;
Zogt zhe nokh a mol un take nokh a mol:
Komets, alef: o!

Lernt, kinder, mit groys kheyshek,
Azoy zog ikh aykh on;
Ver s’vet gikher fun aykh kenen ivre –
Der bakumt a fon.

Lernt, kinder, hot nit moyre,
Yeder onheyb iz shver;
Gliklekh der vos hot gelernt toyre,
Tsi darf der mentsh nokh mer?

Ir vet, kinder, elter vern,
Vet ir aleyn farshteyn,
Vifl in di oysyes lign trern,
Un vi fil geveyn.

Az ir vet, kinder, dem goles shlepn,
Oysgemutshet zayn,
Zolt ir fun di oysyes koyekh shepn,
Kukt in zey arayn!

Auf der Herdstelle brennt ein Feuer
und es ist warm in der Stube.
Und der Rabbi bringt den Kindern
das (hebräische) Alphabet bei.

Seht Kinder, denkt daran, meine Teuren,
was ihr hier lernt.
Sagt es noch einmal und wiederholt noch einmal:
„Qamaz, Alef: o!“

Lernt, Kinder, mit großem Eifer.
Ich mach euch eine Ansage:
wer die Aussprache schneller lernt,
bekommt eine Fahne.

Lernt Kinder, macht euch keine Sorgen,
aller Anfang ist schwer.
Glücklich, wer die Torah gelernt hat,
was mehr noch braucht ein Mensch?

Ihr werdet einmal, Kinder, älter werden,
und dann nur werdet ihr verstehen,
wie viele Tränen in diesen Buchstaben liegen,
wie viel Weinen.

Wenn ihr, Kinder, das Exil ertragen müsst,
und erschöpft seid,
werdet ihr aus diesen Buchstaben Kraft schöpfen,
guckt in sie hinein!