In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Dutzenden von Städten in Deutschland und Österreich 91 Juden ermordet, Hunderte verletzt und verstümmelt, Tausende wurden gedemütigt und beleidigt, etwa 3.500 verhaftet und in Konzentrationslager gebracht. In derselben Nacht wurden 267 Synagogen sowie 7.500 Geschäfte und Gewerbebetriebe zerstört oder niedergebrannt, Hunderte jüdischer Wohnhäuser wurden verwüstet. Die „Kristallnacht“ stellte einen Wendepunkt im Schicksal des europäischen Judentums dar und war ein Vorbote der „Endlösung der Judenfrage“ und des Holocausts.
Stolpersteine
Das Gedenken an die sechs Millionen Juden, die im Feuer des Holocausts umgekommen sind, hat verschiedene „Bewahrungsformen“. Bekannt sind zum Beispiel die „Blätter der Zeugenaussagen“, die im Gedenkkomplex Yad Vashem in Jerusalem ausgefüllt werden. Forscher und Enthusiasten, Juden und Nichtjuden, erstellen „Gedenkbücher“ und suchen nach unbekannten jüdischen Grabstätten von Opfern des Nationalsozialismus. Bereits vor mehr als 30 Jahren entstand eine weitere „Form“: die „Stolpersteine“ oder „Gedenksteine“, die der Künstler, Bildhauer und Graveur Gunter Demnig aus Köln in ganz Europa verlegt.
Was sind „Stolpersteine“? Es sind kleine Messingtafeln mit einfachem Text: „Hier wohnte…“, gefolgt von Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Datum und Ort der Deportation und, falls bekannt, auch das Todesdatum. Jeder „Stein“ ist in das Pflaster eines Gehwegs eingelassen, in der Stadt, wo die Person lebte, lachte, liebte, meist vor dem Wohnhaus, manchmal vor einem Geschäft oder Büro. Sie stören niemanden, niemand stolpert über sie. Oft gehen Menschen vorbei, ohne sie zu bemerken. Doch die Seele stolpert, wenn sie rein ist. Und das Herz, wenn es nicht verhärtet ist. Und das Gedächtnis, wenn es nicht zum Vergessen geworden ist… Und dann veranlassen die „Steine“ den Vorübergehenden anzuhalten und das Geschriebene zu lesen. Die ersten fünfzig Gedenksteine legte der Bildhauer 1992 in Berlin und Köln auf eigene Kosten, ohne Erlaubnis der örtlichen Behörden. Doch bald erhielt Demnigs Projekt breite öffentliche Unterstützung, und die Kosten für die Umsetzung des Projekts werden durch wohltätige Sammlungen und Spenden gedeckt. Manchmal werden die Installationen von Freunden und Verwandten der Verstorbenen bezahlt, manchmal von der Stadt. Die Herstellung und Verlegung eines „Stolpersteins“ kostet derzeit 120 Euro.
Der Künstler und seine zwei Partner, Uta Franke und Michael Friedrich, arbeiten seit über dreißig Jahren an diesem Projekt, und jedem von ihnen verlegten „Stolperstein“ ging eine archivarische Recherche zur Geschichte der Familien oder jüdischen Gemeinden voraus. Bis April 2015 hatten Demnig und seine Kollegen 50.000 „Stolpersteine“ in 1.200 Städten und Ortschaften in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien, Norwegen, Österreich, Polen, Tschechien, Ungarn und anderen europäischen Ländern geschaffen und verlegt. Interessanterweise verlegte Gunter Demnig den 100.000sten „Stolperstein“ am 26. Mai 2023 in Nürnberg.
Und auch heute noch kann man Demnig selbst auf den Straßen vieler europäischer Städte bei der Arbeit sehen. Ein stämmiger, gutmütig wirkender älterer Mann in einem Arbeitsanzug, allerdings mit einem beigen breitkrempigen Hut auf dem Kopf, als Symbol der Zugehörigkeit zur Künstlergemeinschaft, entfernt mithilfe einer Bohrmaschine eine Gehwegplatte, um an deren Stelle einen kleinen Betonwürfel mit einer Metallplatte zu montieren. Daneben stehen Eimer mit Zementmörtel und einfaches Werkzeug.
Vor über dreißig Jahren begann der deutsche Künstler G. Demnig und seine Helfer ihre bahnbrechende Arbeit mit der Installation der ersten „Stolpersteine“ zum Gedenken an die Opfer des Holocaust. Damals konnten sie sich kaum vorstellen, wohin dies führen würde. Heute kann man sagen, dass das Projekt nicht nur in Deutschland Anerkennung gefunden hat, sondern sich auch in vielen Ländern Europas weiterentwickelt, deren Bewohner Demnig unterstützen. Im Jahr 2008 präsentierte die junge deutsche Regisseurin Dörte Franke den wunderbaren Dokumentarfilm „Stolpersteine“, während der Schriftsteller Joachim Rönneper das berührende Buch „Vor meiner Haustür“ über diese „Steine“ verfasste. Und wenn Sie, liebe Leser, eine solche messingfarbene Plakette auf dem Bürgersteig sehen, bleiben Sie stehen, lesen Sie, halten Sie für ein paar Sekunden inne. Einfach nur – erinnern Sie sich…
Als der deutsche Künstler Gunter Demnig vor mehr als dreißig Jahren seine engagierte Tätigkeit mit der Verlegung der ersten „Stolpersteine“ für die Opfer des Holocaust begann, konnten er und seine Helfer noch nicht absehen, welche Ausmaße das Projekt annehmen würde. Heute kann man mit Sicherheit sagen, dass das Projekt nicht nur in Deutschland Anerkennung gefunden hat, sondern sich auch in vielen Ländern Europas weiterentwickelt, wo die Einwohner Demnig unterstützen. Im Jahr 2008 stellte die junge deutsche Regisseurin Dörte Franke einen hervorragenden Dokumentarfilm mit dem Titel „Stolpersteine“ vor, und der Schriftsteller Joachim Rönneper schrieb ein zutiefst bewegendes Buch „Vor meiner Haustür“, das diesen „Steinen“ gewidmet ist. Und wenn ihr, liebe Leser, eine solche Messingtafel auf dem Gehweg seht, haltet inne, lest sie, schweigt ein paar Sekunden. Erinnert euch einfach…
Selbst in jüdischen Kreisen rief Demnigs Initiative unterschiedliche Bewertungen hervor. In den jüdischen Gemeinden von München und Oldenburg beispielsweise wurde das Projekt als respektlos angesehen, da man darin „ein Treten auf die Namen der ermordeten Juden“ sah. Demnig antwortete daraufhin, dass „diejenigen, die sich bücken, um die Inschriften auf den Steinen zu lesen, sich vor den Opfern verneigen“. Darüber hinaus polieren viele Bürger regelmäßig eigenhändig die Tafeln mit speziellen Stofftüchern und erweisen so den Verstorbenen die Ehre. Trotzdem überzeugte die Jüdische Gemeinde Münchens die Stadtbehörden, keine Genehmigungen für die Verlegung von „Stolpersteinen“ zu erteilen. Als Demnig dennoch einige „Stolpersteine“ ohne Genehmigung verlegte, wurden diese entfernt und auf den jüdischen Friedhof gebracht.
Aber mit dieser Auffassung sind bei weitem nicht alle einverstanden. So betrachtet man in Yad Vashem in Israel Demnigs Initiative als „ein wunderbares Projekt“. Der Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust, hielt Demnigs Projekt für eine „lehrreiche Aktion, die daran erinnert, dass wir den Weg durch die Heuchelei des Terrors freigeräumt haben“. Insgesamt hat Demnigs Projekt die verdiente Anerkennung erhalten: Für seine langjährige selbstlose Arbeit wurde er mit der Otto-Hirsch-Medaille ausgezeichnet, die zu Ehren des Organisators der Rettung von mehr als 300.000 deutschen Juden gestiftet wurde. Das Projekt wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützt und von der Führung der Bundesrepublik Deutschland hoch geschätzt: Im Jahr 2005 verlieh Bundespräsident Horst Köhler Gunter Demnig das Bundesverdienstkreuz.
Gedenkstele
Werden in den deutschen Städten, die Demnigs Projekt nicht unterstützt haben, nichts unternommen, um das Andenken an die Millionen Juden, die im Holocaust umgekommen sind, zu bewahren? Natürlich nicht! Dies hat lediglich andere Formen angenommen. Am Beispiel von Oldenburg, dessen jüdische Gemeinde die Idee der „Stolpersteine“ von Anfang an abgelehnt hat, möchte ich alternative Formen der Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus betrachten.
Zum 75. Jahrestag der Kristallnacht wurde am 10. November 2013 ein Gedenkstein zum Gedenken an die jüdischen Bürger Oldenburgs, die während des Nationalsozialismus getötet wurden, enthüllt. Er wurde in der Peterstraße neben dem Kulturzentrum PFL errichtet, gegenüber der Stelle, an der die Synagoge stand, die in der Kristallnacht von den Nazis zerstört wurde. Bei der feierlichen Eröffnungszeremonie waren hochrangige Gäste aus dem niedersächsischen Landtag und andere offizielle Persönlichkeiten anwesend. Als das Tuch fiel, wurden den Anwesenden die Namen der Opfer des Naziterrors auf der Platte präsentiert. Auf dem Gedenkstein steht die Inschrift: „Wir erinnern an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oldenburg, die während der nationalsozialistischen Judenverfolgung ermordet wurden. Wir gedenken Ihnen mit tiefer Trauer und Scham, 2013. Der Rat der Stadt Oldenburg; Arbeitskreis Erinnerung gestalten“.
Im Jahr 2015 wurde die Inschrift auf dem Gedenkstein geändert, um die Zahl der Opfer des Nazi-Terrors auf 175 zu korrigieren und acht neue Inschriften mit Namen hinzuzufügen. Jede dieser Inschriften enthält nicht nur den Namen und Nachnamen der von den Nazis getöteten jüdischen Bürger, sondern auch Geburtsdatum und -ort, die Adresse des letzten Wohnorts sowie das Datum des Todes oder der Deportation. Auf einer großen Karte der Stadt sind die letzten Wohnadressen dieser Opfer markiert, deren Lebensgeschichten direkt mit den Verbrechen des Nationalsozialismus verbunden sind.
Die Arbeitsgruppe „Erinnerung gestalten“ und die Stadt Oldenburg haben gemeinsam mit Historikern im Rahmen des Projekts zur Errichtung des Gedenksteins einen erheblichen Umfang an Arbeit zur Bestimmung und Dokumentation der einzelnen Schicksale aller 175 jüdischen Opfer des Nazi-Terrors geleistet. Viele der auf dem Gedenkstein genannten letzten Wohnadressen jüdischer Bürger wurden nicht freiwillig gewählt. Zwangsverkäufe und rechtliche Maßnahmen der nationalsozialistischen Behörden entzogen den jüdischen Eigentümern ihre Häuser und Wohnungen. Das Ziel war die Schaffung eines jüdischen Ghettos in Oldenburg, wodurch jüdische Mitbürger in mehreren Gebäuden in der Kurwickstraße, Achternstraße und Uferstraße zusammengeführt wurden.
Die Arbeiten zur Untersuchung und Dokumentation der Schicksale der Opfer der Nazis wurden auch nach der Enthüllung des Gedenksteins fortgesetzt. Gerade durch diese fortgesetzten Bemühungen konnten neue Erkenntnisse gewonnen oder der Inhalt vorhandener Materialien neu bewertet werden. Darüber hinaus gelang es, die Namen von weiteren acht jüdischen Opfern des Nationalsozialismus in Oldenburg zu ermitteln und sie im Jahr 2015 auf einer Gedenktafel zu verewigen.
Die Gedenkstele ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit der Stadt, sondern auch eine Art „Wallfahrtsort“ für diejenigen, die das Gedenken an die Opfer des Holocaust ehren möchten, um einen Kranz niederzulegen, Blumen zu bringen, die Namen der Opfer zu lesen, einfach still dazustehen, den Kopf zu senken… Hier kommen offizielle Delegationen und Schulausflüge, Mitglieder der jüdischen Gemeinde und einfach Bürger von Oldenburg, „mit tiefer Trauer und Scham“…
An einem Tag im Juli 2021 ging ein Anruf bei der Polizeiwache in Oldenburg ein. Ein unbekannter Mann meldete, dass die Gedenkstele in der Peterstraße mit Farbe übergossen und auf der Tafel einige Worte geschrieben worden seien. Eine Polizeistreife, die nur wenige Minuten nach dem Anruf am Ort eintraf, konnte den Täter oder die Täter nicht finden. Die Gedenktafel war von beiden Seiten mit weißer Farbe übergossen und antisemitische sowie antiisraelische Parolen waren darauf gemalt. Insbesondere auf der Vorderseite des Denkmals war in großen Buchstaben auf Deutsch eine Bedrohung zu lesen: „Amalek kommt!“ – „Amalek kommt!“ (Amalek ist eine biblische Figur, der größte Feind des jüdischen Volkes). Mit anderen Worten: „Die Feinde Israels kommen.“
Die Nachricht von diesem vandalischen Akt mit offensichtlich antisemitischer „Tendenz“ verbreitete sich schnell in der Stadt, die Bewohner von Oldenburg äußerten Besorgnis, und es wurde eine Beschwerde bei der Stadtverwaltung eingereicht. Die Polizei begann sofort mit den Ermittlungen, an denen auch der Staatsschutz beteiligt war. Der Oberbürgermeister der Stadt, Jürgen Krogmann, erklärte: „Ich bin schockiert über diese Tat, die unsere Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in ein schändliches Licht rückt. Ich verurteile diesen sinnlosen Angriff auf das Schärfste. Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, müssen wissen, dass unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinde unerschütterlich ist. Die Erinnerung an die jüdischen Opfer wird niemals ausgelöscht werden können. Wir werden antisemitischen Ideen entschieden entgegentreten.“
In der Zwischenzeit wurde die geschändete Stele mit einer schwarzen Abdeckung bedeckt, und besorgte und mitfühlende Bürger der Stadt begannen ihre Besorgnis und Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zum Ausdruck zu bringen. Einige riefen einfach die Gemeinde an und sagten ein paar warme Worte, andere stellten einen Blumenstrauß mit einer Karte voller Unterstützung und Solidarität vor dem Eingang zur Synagoge auf den Boden, und wieder andere brachten ein selbstgemachtes Plakat an und legten einen bescheidenen Blumenstrauß am Fuß der beschädigten Stele nieder. Ein Reinigungsunternehmen entfernte die antisemitischen Graffiti schnell von der Gedenkstele und beseitigte alle Spuren der Vandalenaktion.
Am Abend versammelten sich an der wiederhergestellten Gedenkstele Teilnehmer einer spontanen Solidaritätskundgebung mit der jüdischen Gemeinde Oldenburgs und des Protests gegen Antisemitismus – Vertreter der Stadtverwaltung, Mitglieder der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen, Mitglieder der jüdischen Gemeinde, Dozenten und Studenten der örtlichen Universität, sowie einfache Bürger von Oldenburg. Einige von ihnen hielten Flaggen Israels und Plakate gegen Antisemitismus und Antizionismus in den Händen.
Trotz energischer Maßnahmen zur Fahndung gelang es der Polizei bedauerlicherweise weder aufgrund heißer Spuren noch später, die Täter zu finden.
Erinnerungszeichen
Neben dem monumentalen Gedenkstein auf der Peterstraße ehrt Oldenburg seit 2021 die Erinnerung an jüdische Opfer des Nationalsozialismus, indem kleine Gedenkzeichen zu Ehren der Frauen, Männer und Kinder installiert werden, die während der nationalsozialistischen Diktatur aufgrund rassistischer und religiöser Verfolgung ums Leben kamen. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten in Deutschland verzichtete Oldenburg darauf, sogenannte „Stolpersteine“ auf den Gehwegen vor den Häusern, in denen die Opfer der Nationalsozialisten lebten, oder vor den Geschäften oder Büros, in denen sie arbeiteten, zu installieren. Dies geschah vor allem aus Respekt vor der jüdischen Gemeinde zu Oldenburg, die das „Trittbrettfahren und Verschmutzen von Steinen“, die auf den Gehwegen verlegt sind, ablehnt. Die jüdische Gemeinde hat diese Position nach internen Diskussionen angenommen und teilt sie bis heute.
Wie ich bereits erwähnt habe, ging auch München seinen eigenen Weg in der Erinnerungskultur an die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2017 werden in der Stadt sogenannte „Erinnerungszeichen“ auf Augenhöhe an den Orten installiert, an denen Juden lebten und arbeiteten, die während der NS-Zeit verfolgt und getötet wurden. Das Design dieser Erinnerungszeichen wurde von der Firma Stauss Processform GmbH unter der Leitung von Professor Kilian Stauss entwickelt. Sie werden in zwei Hauptvarianten hergestellt: als Wandtafeln an Gebäudefassaden oder als Stelen im öffentlichen Raum. Die Gedenkzeichen enthalten wichtige Lebensdaten der Opfer der NS-Verfolgungen, Informationen über ihr Schicksal und, sofern vorhanden, auch Fotos.
In Oldenburg hat man sich auch dazu entschieden, Erinnerungszeichen als eine Form des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Verbrechen zu verwenden. Zu diesem Zweck einigten sich die Oberbürgermeister beider Städte, Oldenburg und München, Jürgen Krogmann und Dieter Reiter, darauf, in Oldenburg Erinnerungszeichen ähnlich denen zu installieren, die bereits in München aufgestellt wurden. Damit wurde Oldenburg die dritte Stadt, nach München und Ingolstadt, in der solche Zeichen ähnlich den „Münchner Zeichen“ errichtet werden.
Die Platzierung der Erinnerungszeichen in Oldenburg erfolgt in enger Zusammenarbeit der Stadt mit dem Werkstattfilm sowie dem Zentrum für Nationalsozialismusforschung an der Universität Oldenburg, die umfangreiches Archivmaterial sowohl zur „Arisierung“ jüdischen Eigentums als auch zu den Schicksalen jüdischer Bürger, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden, gesammelt haben. Die Finanzierung aller Arbeiten zur Herstellung der Erinnerungszeichen erfolgt durch Mittel des bestehenden Oldenburger Bürgerstiftung, die durch freiwillige Spenden finanziert wird, und die städtischen Behörden unterstützen die Installation, Montage und Erhaltung der Zeichen. Dieses Projekt wird von den Bewohnern Oldenburgs unterstützt.
Bis heute wurden in der Stadt etwas über 50 solcher Erinnerungszeichen installiert, die meisten davon in der Innenstadt, auf Straßen wie der Achternstraße, Kurwickstraße, Gartenstraße, Lange Straße und anderen. Etwa zehn weitere Zeichen befinden sich derzeit in Vorbereitung für die Installation. Auf der Website der Oldenburger Bürgerstiftung sind kurze Biografien der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung veröffentlicht, und wo möglich, auch ihre Fotos.
Die Erinnerungszeichen bestehen aus Messing und werden, wenn sie nicht an einer Wand angebracht sind, auf speziellen Säulen aus hellem Metall montiert. Das Design der Porträts der Opfer des nationalsozialistischen Terrors, die ein integraler Bestandteil der Erinnerungszeichen sind, ist sehr ungewöhnlich: Sie sind auf Metallplatten mit Perforationstechnik ausgeführt, was sie besonders emotional macht. Als unser Fotograf diese kleinen Denkmäler fotografierte, begann plötzlich ein Regenschauer, und große Regentropfen liefen über die Oberfläche der Zeichen wie Tränen der Erinnerung an diejenigen, die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurden…
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„Niemand ist vergessen, nichts ist vergessen…“ Günter Demnig und andere, die sich für die Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus einsetzen, sind wahrscheinlich nicht mit diesen Worten von Olga Berggolz vertraut, die auf dem Denkmal des Piskarjowskij-Friedhofs in St. Petersburg eingemeißelt sind. Doch „Klaas‘ Asche“ klopft auch an ihre Herzen: Die Zahl der jüdischen Leben, die während des Nationalsozialismus verloren gingen, geht in die Millionen… „Jedes Opfer erhält einen eigenen Stein und bekommt seinen Namen wieder“, sagt Herr Demnig, „kein Mensch, kein Schicksal darf in Vergessenheit geraten. Natürlich ist es nicht realistisch, Millionen von Steinen zu verlegen. Mein Projekt trägt eher einen symbolischen Charakter… Aber es freut mich, dass die jungen Menschen dem nicht gleichgültig gegenüberstehen. Wenn sie die Geschichte der gequälten Menschen kennenlernen und eigenhändig diese Steine verlegen, werden sie sich ihrer Verantwortung für die Zukunft bewusst“. Das lässt sich auch über die Schöpfer anderer Stolper- oder Erinnerungszeichen in den Straßen deutscher Städte sagen.
Autor: Yakub Zair-Bek
Fotos aus den Archiven des Autors und @DerShlikh-DerBote