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Und wieder geht es um Jiddisch, Teil 2

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    Im Teil 1 vom diesem Artikel war die Rede vom Einfluss der Sprache Jiddisch auf andere Sprachen und auf die gesamte Weltkultur. In dem 2. Teil erzählen wir von den Perspektiven des Wiederauflebens dieser Sprache…

    Nur hinaus aus dem Haus wirst du gehen,
    Sogleich wirst du sehen: Jiddisch ist entflohen,
    Jiddisch ist entflohen, Jiddisch ist entflohen.
    In Böhmen, Wien und Vilnius,
    Minsk und Polen,
    Dort, wo es einst reichlich klang,
    Ist es nicht mehr zu hören…

    Mit diesen prägnanten Zeilen aus dem Gedicht „Gebet zum Gedenken an Jiddisch“, das der Dichter und Barde Alexander Gorodnizky schrieb, beginnen wir den Abschnitt unserer Übersicht der jiddischen Sprache.

    Nach dem Holocaust konnte von der Konfrontation zweier jüdischer Sprachen keine Rede sein. Als ob die Sprachen „Mame losch’n“ und „Losch’n koidesch“ die Plätze getauscht hätten. Das zeitgenössische Hebräisch hörte man auf den Straßen in Israel, und Jiddisch verschwand aus dem Leben und wurde zu einem ethnografischen Attribut. Von den Straßen und aus den Häusern zog sie in die Bibliotheken, Hörsäle der Universitäten, auf die Festivalpodeste und Theaterbühnen. Nur in orthodoxen chassidischen Familien, – meistens in den USA und in Israel – sprach man immer noch jiddisch und las Hebräisch für die „Gespräche“ mit G-tt (und tut dies auch heute noch). Boris Sandler, der Chefredakteur der amerikanischen Zeitung „Vorwärts“, der ältesten jiddischsprachigen Zeitung der Welt, die bereits seit 115 Jahren erscheint, sagte in einem Interview über die Perspektiven der Weiterentwicklung der jiddischen Sprache: „Heute ist Jiddisch selten auf den Straßen zu hören, außer in den religiösen Vierteln mancher Städte. Aber diese Sprache sprechen diejenigen, die Interesse an ihr haben – in den Schulen, an Universitäten und in Sprachkursen. Jiddisch ist eine unglaublich farbenfrohe Sprache, und in den USA finden viele lebendige jiddische Worte ihren Weg in den Sprachgebrach von Nichtjuden. Folgend einige Beispiele (die Schreibweise der aufgelisteten Lehnwörter folgt den Orthographieregeln der englischen Sprache): „kibbutz“ – die Kommune; „shlemil“ und „shlimazl“ – „der Pechvogel“; „mentsh“ – ein guter Mensch; „meshugge“ – ein verrückter Mensch; „yenta“ – ein Schwätzer; „chutzpah“ – eine Frechheit, eine Dreistigkeit; „shmalts“ – sentimentales Palaver; „shlep“ – schleppen bzw. tragen etc. Obwohl in den letzten Jahrzehnten Jiddisch mehr und mehr von der englischen Sprache verdrängt wurde, werden weiterhin viele Almanache und vierteljährliche Ausgaben auf „Mame losch’n“ herausgegeben.

    Obwohl es immer weniger Menschen gibt, für die Jiddisch wirklich eine Muttersprache ist, gibt es immer mehr Menschen, die trotz aller Realität versuchen, ihr illusorisches Dasein zu verlängern. Der Holocaust versuchte, die Welt der „Jiddischkeit“ zu vernichten, und stattdessen gab er ihr das Recht auf Unsterblichkeit. Um diese Sprache herum ist eine besondere Aura entstanden – Sie zieht an, ihr tragisches Schicksal verzaubert, die ganze Kulturwelt will diesen Verlust nicht hinnehmen. Das vornehme Streben nach dem Erhalt der jiddischen Sprache ist wie eine Herausforderung an die Geschichte: Wir können nicht die sechs Millionen umgekommenen Menschen wieder lebendig machen, aber es ist in unserer Macht, ihre Sprache zu erhalten. Immer mehr Leute weltweit, und nicht nur Juden, wollen Jiddisch lernen: Vereine von Liebhabern der jiddischen Sprache gibt es sogar in vielen „exotischen“ Ländern. Der Wunsch dieser Menschen, die jiddische Sprache zu kennen, bringt ein Satz auf den Punkt: „Wenn schon einmal, trotz allen historischen Gesetzmäßigkeiten, durch menschliche Bemühungen ein Wunder geschah und Hebräisch, das zweitausend Jahre lang als „tote Sprache“ galt, wiedergeboren wurde – wieso kann solch ein Wunder nicht auch mit Jiddisch geschehen?“

    Autor: Yakub Zair-Bek, basierend auf Materialien aus der jüdischen Presse, übersetzt ins Deutsche

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